Das Encod-Bulletin zur Drogenpolitik in Europa
Nr. 39 März 2008
EIN KLARER KOPF, BITTE
Die folgende Botschaft wird von Encod den Delegierten der jährlichen Konferenz der UNO Drogenkommission (UNODC) vorgelegt, welche vom Montag, 10., bis Freitag, 14. März, in Wien stattfindet.
KLAREN KOPF BEWAHREN, BITTE
Geehrte Delegierte
Der Zweck dieser Konferenz ist die Resultate einer Zehn-Jahres-Strategie zu bewerten, welche im 1998 in New York beschlossen wurde, einer Strategie, deren Ziel es war „die verbotene Produktion, Vermarktung und Handel von psychotropischen Substanzen zu eliminieren oder massiv zu reduzieren“.
An dieser Konferenz wird Ihnen der geschäftsführende Direktor der UNODC, Antonio Maria Costa, folgende Resultate vorlegen:
„die globale Produktion von Opiumkapseln erreichte 8’800 Tonnen im 2007, was der doppelten Menge von 1998 entspricht.“
„die globale Porduktion von Kokain lag 2006 bei 984 Tonnen, eine Zunahme von 19% seit 1998“.
„etwa 42’000 Tonnen Cannabiskraut wurde 2005 produziert, eine Zunahme von 40% im Vergleich mit 1998“.
„die weltweite Nachfrage nach illegalen Drogen in den Bereichen von Koka und Opium-Derivaten stagniert hat, währenddem sie in den Bereichen Cannabis und Amphetaminen gestiegen ist“.
Während dieser zehn Jahre führte die Drogenprohibition zu einer weiteren Marginalisierung der Drogenkonsumenten und der Bauern, welche illegale Pflanzen anbauen, sowie anderer armer Gesellschaftsgruppen,welche an Produktion und Handel von verbotenen Drogen beteiligt sind.
Wir wünschen Ihnen und allen Regierungsdelegierten einen klaren Kopf. Sie haben die Chance, einen historischen Beitrag dabei zu leisten, den Lebensstandard von Millionen Leuten zu verbessern und gleichzeitig die Haupteinkommensquelle des organisierten Verbrechens zu attackieren.
Die letzten zehn Jahre haben, ein Mal mehr, gezeigt, dass Drogenprohibition eine teure, ineffiziente und kontraproduktive Sache ist. Sie maximiert die Last für diejenigen, welche gering oder gar keine am Drogenmarkt beteiligt sind, währenddem sie keine messbare Wirkung auf die globale Grösse dieses Marktes hat. Tatsächlich vergrössert die Drogenprohibition den Umfang und die negativen Auswirkungen dieses Marktes.
Gemäss UNO-Schätzungen bringt der weltweite Markt für illegale Drogen jährlich 400 bis 500 Milliarden Euro in die Taschen krimineller Organisationen. Da die Produktionskosten weniger als 1% des Strassenpreises ausmachen, kann der Nettoprofit der Drogenindustrie auf etwa 10’000 Euro pro Sekunde geschätzt werden. Das Einkommen krimineller Organisationen, welche aktiv im Drogenhandel sind, übertrifft das Bruttosozialprodukt vieler Nationen.
Die Zeit ist reif für nicht repressive Strategien in der Drogenpolitik, welche nicht die Existenz von Pächtern in Entwicklungsländern bedrohen, nicht die Gesundheit von Konsumenten schädigt und Bürgerrechte, wie das Recht Pflanzen aufzuziehen und für sich selber zu verwenden, respektiert. Es sollten Strategien eingeführt werden, welche legale Wege für die Produktion und die Verwendung von Hanf/Cannabis, Opium und Koka schaffen, alles Pflanzen, welche der Menschheit während Jahrtausenden dienten.
Es ist offensichtlich, dass nur die Regulierung von Drogenproduktion und -handel im gesetzlichen Rahmen die Übernahme der Kontrolle aus den Händen der kriminellen Organisationen ermöglicht.
Wir bitten Sie und alle Regierungsdelegierten and der CND den Lauf der Geschichte zu ändern, indem Sie die Prohibition als fundamentale Basis der internationalen Drogenesetze abschaffen.
Mit freundlichen Grüssen
Europäische Koalition für eine gerechte und effektive Drogenpolitik