Befürworter von medizinischem Cannabis weltweit vermuten seit langem, dass die Drogenpolizei mehr an der Sicherung ihres Monopols an Schmerzmitteln interessiert ist als daran, dass Patienten sich ihre Medizin selbst wählen.
von
Dana Beal
In den Vereinigten Staaten sind Unterstützer einer alternativen Drogenpolitik empört über das DEA-Verbot von Kratom, da es offensichtlich zu viele Menschen zu Hause eingenommen haben, um sich von Heroin zu entwöhnen. Ich sage das, weil trotz des weit geringeren Abhängigkeitspotenzials von Kratom im Vergleich mit Opioiden und obwohl viele Patienten den enthaltenen Wirkstoff Mitragynin gegen chronische Schmerzen genauso wirksam finden wie Opiate, in Italien die DEA-Handlanger die Wirkstoffe Mitragynin und Ibogain fast gleichzeitig verboten haben. (In den USA ist Ibogain seit 1967 verboten, aber in den meisten anderen Ländern ist es legal.)
Dies ist eine wichtige Information zu den wahren Hintergründen. Ibogain ist nicht suchterzeugend und hat null Missbrauchspotenzial, da unter anderem durch Bewegungen ausgelöste Übelkeit zu den Nebenwirkungen in der akuten Phase zählt. Ibogain ist weltweit der wichtigste Stoff für die Entgiftung bei Opiaten, Kokain, Methamphetamin und Alkohol. Dies geschieht durch den Wegfall einer Entwöhnung durch die Einführung eines langwirkenden Serotonin-Metaboliten, der antidepressiv wirkt, und durch Stimulierung des Nervenwachstumsfaktors GDNF, der nicht nur wieder Dopamin-Rezeptoren sprießen lässt, sondern den Zellkernen auch mitteilt, dass sie auch nachdem kein Ibogain mehr im Körper ist, weiterhin GDNF produzieren sollen.
Seit mehr als 30 Jahren nehmen Abhängige eine „Flutdosis“ von einem Gramm oder mehr, um die kognitiven Vorteile des Fast-REM-Traumzustands in der ersten und intensivsten Phase der Ibogain-Erfahrung nutzen zu können. In sehr wenigen Fällen hat diese Flutdosierung eine Bradykardie (gefährliche Verlangsamung des Herzschlags) hervorgerufen, ein vorübergehendes Symptom, das mit Adrenalin und Sauerstoff aus der Flasche behandelt werden kann. Daher muss die Gabe von Ibogain stets unter medizinischer Aufsicht erfolgen – eine Überlegung, die ein einfaches Verbot extrem problematisch macht, da kein Arzt eine illegale Droge verabreichen wird.
Vor Kurzem wurde herausgefunden, dass extrem niedrige Dosen Ibogain von 8 bis 16 Milligramm pro Tag – viel zu wenig für eine psychedelische Wirkung – den Nervenverfall bei der Parkinson-Krankheit rückgängig machen können. Und erst letzten Monat konnte durch die Verabreichung niedriger Dosen ein Patient erfolgreich von Methadon entwöhnt werden. Die Gabe einer Flutdosis ist also nicht notwendig, auch wenn sie in vielen Fällen besser ist.
Das Ziel der Prohibitionisten ist ganz klar, ausschließlich die Verwendung von genehmigten Substitutionsmedikamenten wie Methadon und vor allem Suboxone zu fördern. Dieses neuste Präparat von NIDA, das vor allem Buprenorphin und gerade so viel Naloxon enthält, dass es nicht injiziert werden kann, soll Abhängige lebenslang von etwas süchtig halten, das überhaupt keine Auswirkung auf das Opoid-Belohnungszentrum hat. Fügsame Droiden für den Gefängnis-Industrie-Komplex!
Unser Korrespondent Enrico Fletcher berichtet, dass Frau Lorenzin, die italienische Gesundheitsministerin, in einigen Fällen die unerwünschten Folgen anführte oder die Tatsache, dass die Substanzen nicht durch Studien geprüft worden sind. Zu Kratom zitierte sie nur einen Fall einer möglichen Vergiftung. Zu Iboga nur, dass die Militärpolizei in Bozen (Südtirol) eine Sankt-Daime-Zeremonie abgebrochen hat, bei der Iboga-Rindenmark gefunden wurde. (Die religiöse Verwendung wurde auch von Nicolas Sarkozy als Innenminister angeführt, als die Bwiti-Religion in Frankreich 2007 verboten wurde.)
Das Verbot einer religiösen Verwendung, so verwerflich dies sein mag, sollte kein Vorwand sein, die medizinische Verwendung von Ibogain zu verbieten. Ibogain ist eines der bestuntersuchten Medikamente der Welt. Es liegen Ergebnisse für Heroin (MAPS) und Kokain/Alkohol (Brasilien) vor und das, obwohl aufgrund des Widerstands gegen Therapien mit Agonisten, etwa durch NIDA und Alex Wodak vom IHRA, bisher keine großen klinischen Studien durchgeführt worden sind. Wir fordern Anti-Prohibitionisten wie die Italienische Radikale auf, sich ein paar Minuten statt für den Kampf für Cannabis stattdessen für die Bekämpfung dieses heimlichen Faschismus zu nehmen und dieses Thema im italienischen Parlament komplett zu erörtern.