Quelle: Hanf Info
22 januar 2012
Heute treffen wir auf einen Aktivisten von Encod, der bei dem Projekt „Trekt uw Plant“ in Belgien mitarbeitet. Es handelt sich um unser aller Freund Joep Oomen aus Belgien, der zu meinem Glück auch Deutsch und Englisch spricht. Joep, du bist einer der wichtigen Aktivisten bei Encod. Erklär uns doch mal in wenigen Worten, was es mit diesem Verein von Aktivisten auf sich hat.
Was ist eure Mission und in wie weit habt ihr dazu beigetragen, dass man in Belgien nun legal Cannabis anbauen und konsumieren darf?
Die Europäische Koalition für eine gerechte und effektive Drogenpolitik ist ein gesamteuropäisches Netzwerk von derzeit 160 Organisationen und auch gewöhnliche Bürger sind in dieser Angelegenheit involviert. Unsere Mitglieder sind Organisationen von Cannabis und anderen Drogen Usern, Gesundheitsbeauftragte, Wissenschaftler, Graswurzel-Aktivisten und natürlich auch Unternehmen.
Wir kämpfen für eine Drogenpolitik, die sich an den Leitprinzipien guter Regierung ausrichtet, so wie sie in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte und in der Konvention zur Biodiversität dargelegt sind. Insbesondere die Prinzipien, die den Respect sozialer, ökonomischer und politischer Rechte sowie die kulturelle Diversität aller Menschen garantieren und die Nachhaltigkeit berücksichtigen.
Wir fördern effektiven Informationsaustausch, gemeinsame Analysen und Koordination von Aktionen zwischen Organisationen, die die Interessen von Millionen Menschen vertreten, von denen viele es nicht wagen, sich selbst auszudrücken.
2005 starteten wir eine Kampagne für die Freiheit erwachsener Bürger, natürliche Pflanzen für den persönlichen, nicht-kommerziellen Gebrauch anbauen und besitzen zu dürfen und dafür die vorhandenen technischen Mittel nutzen zu dürfen. Gleichzeitig sollten einzelne Länder mit Regelungen experimentieren dürfen, die nicht auf Prohibition basieren.
Sogenannte Cannabis Social Clubs wurden zuerst in Spanien und später in Belgien eingeführt, als Initiativen von Cannabiskonsumenten und –anbauern, um diese Experimente zu beginnen. Cannabis Social Clubs (CSC) sind non-profit Organisationen erwachsener Bürger. Sie organisieren – innerhalb einer geschlossenen Gruppe – die Produktion einer begrenzten Menge Cannabis für den persönlichen Gebrauch. Es ist nicht erlaubt, das Cannabis zu verkaufen oder an Minderjährige abzugeben.
CSCs können in verschiedenen Formen eingerichtet werden, je nach dem legalen Rahmen, den die nationale Regierung innerhalb der internationalen Verträge zu Drogen setzt. In einem CSC wird Cannabis gemäß Gesundheits- und Sicherheitsstandards angebaut. Das bedeutet einen möglichst geringen Einsatz von Chemikalien, keinen Elektrizitätsdiebstahl und reduziertes Brandrisiko.
Es wäre ein bedeutender Schritt zur Beendigung der Prohibition als Basis der Drogenpolitik, wenn die Autoritäten akzeptieren würden, dass ein transparenter und kontrollierter Kreislauf Produzenten und Konsumenten verbinden würde.
Ein CSC kann nur in den Ländern legal operieren, in denen der Besitz von Cannabis für den persönlichen Gebrauch nicht verfolgt wird.
Das Encod-Sekreteriat in Antwerpen beherbergt den 1. CSC Belgiens, Trekt Uw Plant. Einer ministeriellen Leitlinie zufolge, die vom belgischen Justizminister und 5 Oberstaatsanwälten des Landes im Januar 2005 herausgegeben wurde, wird der Besitz von max. 3 Gramm Cannabis und einer weiblichen Pflanze nicht mehr straf-verfolgt, und diese Mengen können daher nicht gegen den Willen des Besitzers eingezogen werden.
Seit 2010 organisiert Trekt Uw Plant den Anbau für den persönlichen Bedarf seiner Mitglieder innerhalb eines geschlossenen Kreislaufs. Wir können glücklich feststellen, dass wir unser Hauptziel erreicht haben, nämlich zu zeigen, wie eine legale Regulation viele positive Auswirkungen haben kann.
Wir bauen biologisches Cannabis an, es gibt keine Verfälschung (Verschneidung), der Preis für die Anbaukosten wird fair und transparent kalkuliert, es gibt keine Verbindung mit dem illegalen Markt. Trotz allem bewegen wir uns in einer Grauzone, weil es noch keine abschließende Regelung (Regulierung) gibt. Unsere Anbauer müssen sich immer noch verstecken, eine unerwartete Polizeiaktion kann jederzeit stattfinden. Wir mögen zwar den Prozess gewinnen, aber es ist immer noch eine unangenehme Erfahrung. Gleichzeitig würden wir unser System gerne von neutralen Außenstehenden überprüfen lassen, was aber unmöglich ist, solange die Gesundheitsbehörden Cannabis für diese Zwecke nicht testen dürfen.
Um Missverständnisse zu vermeiden und die Kontrolle unseres Cannabis zu erleichtern, würden wir gerne mit den Behörden zusammenarbeiten. Sobald die neue Regierung im Amt ist (hoffentlich in den kommenden Monaten), werden wir an den Gesundheits- und den Justizminister mit unserem Anliegen herantreten, einen Dialog aufzunehmen, um die Pflanzungen von Trekt Uw Plant und anderen CCC´s zu erlauben, so dass wir Fortschritte auf dem Weg zu einer endgültigen gesetzlichen Regelung des Cannabisanbaus für den Eigenbedarf in Belgien erzielen.
Noch eine weitere Frage zu Encod. Mir ist bekannt, dass ihr jedes Jahr nach Wien zu der Drogenkonferenz der Vereinten Nationen fahrt um dort aktiv zu werden. Was genau macht ihr dort genau, um für die Freiheit von Kiffern einzutreten?
Encod wurde 1993 gegründet von Menschen, die sich vom (inter)nationalen Geschehen, wo die Entscheidungen der Drogenpolitik fielen, ausgeschlossen fühlten, während die normalen Bürger besonders unter den negativen Auswirkungen des illegalen Drogenhandels und der Drogenkontrollpolitik leiden. Unser Hauptziel ist es, mehr Transparenz und Demokratie im Prozess der Drogenpolitik zu erreichen.
Das Hauptereignis, auf dem internationale Drogenpolitik diskutiert wird, ist das jährliche Treffen der Kommission der Vereinten Nationen zu Rauschdrogen in Wien, Österreich. Seit 1993 nehmen wir an diesem Treffen mit einer kleinen Delegation von Encod-Mitgliedern teil. Wir haben auch öffentliche Demonstrationen vor dem UN-Gebäude in Wien organisiert, in den Jahren 2001, 2008, 2010 und 2011. Wir denken gerade darüber nach, 2012 eine weitere Demonstration zu organisieren, die an die 100 Jahre seit der internationalen Opium-Konvention erinnert, dem ersten internationalen Drogenkontrollvertrag, der in Den Haag am 23. Januar 1912 unterzeichnet wurde. Dafür brauchen wir jedoch eine stabile Gruppe Aktivisten vor Ort in Wien, so dass ich hiermit unsere Wiener Leser aufrufen möchte, mit uns in Kontakt zu treten.
Encod ist eine so wichtige Organisation, das sogar ich seit 2011 Mitglied bin. Wie viele Mitglieder oder Sponsoren habt ihr, wie finanziert ihr eure Arbeit?
Wir sind ein selbst-finanziertes und komplett unabhängiges Netzwerk. Wir beziehen keine Unterstützung von Seiten der Regierung oder von privaten Stiftungen. Wir werden finanziert durch die Beiträge unserer Mitglieder: ca. 40 Unternehmen und Läden, die in der legalen Industrie von Cannabisanbau und –konsum tätig sind, 60 Organisationen, die die Interessen der Konsumenten vertreten und anti-prohibitionistische Aktivitäten auf lokaler und nationaler Ebene durchführen und ungefähr 60 einzelne Bürger.
Rechtssitz der Organisation ist Belgien, gesteuert wird sie durch ein Kommitee von 5 Leuten aus verschiedenen EU-Ländern. ENCOD-Mitglieder sind eingeladen, an einer jährlichen Generalversammlung und an mehreren elektronischen Mailing-Listen teilzunehmen. Die Mailing-Listen bieten ein Forum für Informationsaustausch und Kampagnenplanung. Wir veröffentlichen ein monatliches Mulletin, das einen aktuellen Kommentar zur Drogenpolitik in Europa und Neuigkeiten zu ENCOD-Aktivitäten enthält.
Ihr könnt natürlich noch viel mehr leisten, wenn ihr mehr aktive Mitglieder habt, die im Jahr einen Betrag von wenigstens 50 Euro oder auch mehr leisten. Wo müssen wir uns einloggen, um Mitglied werden zu können?
Oben auf der Seite encod.org findet man einen Link zu der Seite mit dem Mitgliedsantrag. Man braucht ihn nur ausfüllen und an info@encod.org zu schicken, und bald bekommt man unsere Informationen.
Jetzt aber zu dem, was uns wirklich interessiert. Wir interessieren uns für die Hanfpflanzen in Belgien, die nun ganz legal wachsen dürfen. Es hat mehrere Anläufe gebraucht. Ihr habt mehrfach Pflanzungen hoch gezogen und die Richter haben sie vernichten lassen. Hattet ihr damals Probleme mit den Gesetzen? Wurdet ihr verklagt und sogar ein gesperrt?
Die ministerielle Richtlinie, die de facto den Anbau und Besitz für den persönlichen Gebrauch in Belgien legalisiert hat, trat 2005 in Kraft, nach 8-jähriger Debatte im Parlament. Ein Jahr danach wurde Trekt Uw Plant gegründet, mit dem Ziel in aller Offenheit und auf einfache, aber überzeugende Art zu zeigen, dass es auf Basis dieser Richtlinie sehr wohl möglich ist, den Anbau von Cannabis für Erwachsene in Belgien zu regulieren.
Mit nur wenigen Mitgliedern organisierten wir mehrere öffentliche Events in Antwerpen, um das Konzept des gemeinschaftlichen Anbaus für den Eigenbedarf zu zeigen. Im Dez. 2006 präsentierten wir eine Mutterpflanze, von der wir einige Klone nahmen, die wir für den Eigenbedarf unserer Mitglieder züchten wollten. Wir übergaben dem Antwerpener Oberbürgermeister einen Brief mit der Adresse dieser Plantage und mit dem Wohnungsschlüssel, falls er überprüfen lassen will, ob alles im Einklang mit der Richtlinie und mit Gesundheits- und Sicherheitsvorschriften geschieht.
Trotzdem wurden wir verhaftet und angeklagt, zuerst wegen der “Gründung einer kriminellen Vereinigung”, später wg. “Cannabisbesitz”. Wir wurden in erster Instanz verurteilt, aber in der Berufung freigesprochen.
Im Mai 2008 griffen wir die Idee wieder auf. Diesmal steckten die drei Vorstandsmitglieder von Trekt Uw Plant je einen Cannabissamen in einen Topf, während des Millionen Marihuana Marsches, den wir in Antwerpen organisierten. Auch dieses Mal wurden wir verhaftet und angeklagt wg. “Anstiftung zum Drogengebrauch”. Wieder wurden wir in 1. Instanz verurteilt und in der Berufung freigesprochen, am 25.2.2010.
Diesmal warnte uns der Richter: “Wenn eure Aktionen öffentlich stattfinden, solltet ihr nicht überrascht sein, dass die Behörden reagieren. Was ihr macht liegt an der gesetzlichen Grenze, kann aber nicht als illegal angesehen werden.”
Dann dachten wir uns: “OK, wenn wir es also diskret machen, können die Behörden uns nicht daran hindern.” Seitdem begannen wir ernsthaft den Anbau; heute haben wir 140 Mitglieder, und unser größtes Problem ist, dass wir nicht genug Platz haben, um genug für den Bedarf aller anzubauen.
Poltiker sagen weiterhin, dass unser Tun illegal ist, aber wir befürchten nicht mehr, ein 3. Mal angeklagt zu werden: wenn wir wieder freigesprochen werden, wird es in allen Nachrichten sein und es werden viele weitere CSCs in Belgien gegründet.
Euer Durchhaltewille wurde belohnt. Inzwischen dürft ihr Cannabis zu Drogenzwecken anbauen und verteilen, damit dieser konsumiert werden darf. Wie stellen wir uns das vor? Da sind 100 Leute die kiffen wollen und drei bauen an, drei verteilen und die Unkosten werden durch die Konsumenten getragen? Wie genau funktioniert ein Cannabis Social Club in Belgien?
Wir haben 4 Orte, an denen wir je bis zu 32 Pflanzen anbauen. Wir wollen keine größeren Plantagen wg. Der Sicherheitsprobleme. 2011 wurden über 150 Cannabispflanzen verteilt. Momentan hat der Club 140 Mitglieder. Das jüngste Mitglied ist 19, das älteste 81 Jahre alt. Wenn jemand Mitglied bei Trekt Uw Plant wird, gibt es ein Aufnahmegespräch, in dem die Abläufe erklärt werden und die Person einige Fragen zu ihrem Cannabiskonsum beantworten muss.
Das Mitglied zahlt einen jährlichen Beitrag von 25 Euro. Des weiteren bezahlt es bei Erhalt einer Pflanze die Anbaukosten. Das sind derzeit 6 Euro pro Gramm Knospen, basierend auf der Kalkulation der Kosten für Anbau und Organisation des Verteilungssystems. Wenn das Mitglied die Pflanze erhält, ist sie in 2 Beutel verpackt: einen mit den Knospen, der andere mit dem ganzen Rest: Blätter, Wurzeln, Äste… So kann er immer beweisen, dass er eine Pflanze besitzt, was ja durch die ministerielle Richtlinie erlaubt ist.
Die Trekt Uw Plant-Züchter werden instruiert, die Sorte Pflanzen anzubauen, die die jeweiligen Bedürfnisse des Mitglieds erfüllt; einige nutzen Cannabis für spezifische medizinische Zwecke. Sie verwenden nur ökologische Anbaumethoden, ohne das Risiko der Kontamination oder Verfälschung (Strecken) des Produkts, wie es ja auf dem illegalen Markt geschieht. Die Vereinigung ist offensichtlich nicht zugänglich für Minderjährige. Unser Ziel ist es, den ganzen Bedarf unserer Mitglieder zu decken, so dass sie sich nicht mehr auf dem illegalen Markt versorgen müssen. Und da die Trekt Uw Plant-Mitglieder nicht mehr in die Niederlande fahren müssen, um Cannabis in Coffeeshops zu kaufen, trägt dieses Konzept auch zu Reduktion der öffentlichen Belästigung (Verärgerung) in holländischen Grenzstädten mit Coffeeshops und der Umweltversch,mutzung bei. Außerdem organisiert Trekt Uw Plant Workshops dazu, wie man biologisches Cannabis für den Eigenbedarf anbaut.
Baut ihr nur eine Sorte an oder ist da für jeden Geschmack etwas dabei?
Derzeit züchten wir 4 verschiedene Sorten: Amnesia, NLX, Powerplant und Jack Herer.
Es gibt Patienten und Kiffer, wie unterscheidet ihr in der Abgabemenge und im Preis?
Für uns gibt es keinen grundsätzlichen Unterschied zwischen denen, die zu medizinischen oder zu Freizeitzwecken konsumieren. Jeder, der mehr als ein paar Jahre kifft, tut das, weil er eine Art therapeutischen Effekt damit erzielt. Natürlich gibt es Leute, die vor allem aus medizinischen Gründen konsumieren, da ohne Cannabis ihr Leben viel schlimmer ware. Unter den TUP-Mitgliedern sind es ungefähr 15 Leute, also ca. 15%. Wir bevorzugen sie im Zugang zu Pflanzen, damit ihnen nie ihre Medizin fehlt, und wir beraten sie über effektivere Wege, Cannabis zu verwalten.
Was sind deine ersten Eindrücke von eurem Cannabis Social Club? -Funktioniert der Anbau und wie verhalten sich die Konsumenten?
Für einen CSC zu arbeiten muss einer der erfreulichsten Jobs der Welt sein.
Für mich ist es das Größte, Cannabis auszuhändigen, dass auf gesunde Art angebaut wurde, zu einem fairen Preis, an Leute, die nicht länger auf Dealer angewiesen sind, die ihnen nichts zu dem Produkt sagen können, wie es angebaut wurde etc., die sie übers Ohr hauen oder ihnen Müll verkaufen.
Konsumenten besuchen uns und berichten ihre Erfahrungen, die wir den Anbauern weitergeben. Auf diese Weise beginnt jeder, sich verantwortungsbewusster zu verhalten, und wir können Fortschritte erreichen auf der Suche nach den Sorten, die die Eigenschaften haben, die die Leute suchen. Wir bieten also genau das Gegenteil vom illegalen Markt oder von Pharmafirmen, die Cannabis-basierte Produkte herstellen: die Produktion ist nachfrageorientiert, die Leute sollen genau das bekommen, was sie möchten, was für sie am besten funktioniert.
Aus der Perspektive einiger Leute aus dem Volk ist Kiffen gleichzusetzen wie Heroin spritzen und Crack rauchen. Stoßt ihr hier auf Gegenwehr oder haben die Leute sogar Angst vor euch?
Ein CSC ist ein Werkzeug um zu zeigen, dass Cannabiskonsum nicht stigmatisiert werden sollte: solange Leute das privat tun, ohne jemanden zu stören, ohne in kriminelle Aktivitäten verwickelt zu sein, solange Cannabis auf natürliche Art angebaut wurde, ohne gefährliche Substanzen hinzuzufügen, wird kein Schaden angerichtet. Durch einen CSC können Cannabiskonsumenten ein Gesicht, eine Identität bekommen: es wird deutlich, dass Cannabis nicht nur von jungen Menschen genommen wird (das Durchschnittsalter unserer Mitglieder liegt bei 38 Jahren), dass die meisten Konsumenten normal in der Gesellschat funktionieren und dass einige gerade wegen des Cannabis normal funktionieren. Wir verbergen nichts: man kann uns interviewen, filmen etc.. Daher ist es ein großartiger Weg, der Öffentlichkeit zu zeigen, dass Cannabiskonsum ein normales Phänomen in der Gesellschaft ist, und dass Prohibition eine veraltete Strategie ist, die revidiert werden sollte. Es ist ein Modell, dass sich auch auf andere Substanzen übertragen ließe.
Und in Deutschland wird immer behauptet, dass Cannabis für den Jugendschutz verboten wird. Gefährdet ihr mit eurem legalen Cannabis in irgendeiner Weise Jugendliche?
Nur Erwachsene können Clubmitglied werden.
Wir in Deutschland, Österreich und der Schweiz träumen noch von belgischen Verhältnissen, wir wollen auch wenigstens in Cannabis Social Clubs anbauen. Ihr in Belgien habt hart gekämpft mit einigen Anläufen, wo ihr nicht wusstet, wie die Repression reagieren wird. Was müssen wir in unserer Heimat machen, damit wir dieses Recht für uns erkämpfen können aber ohne dafür weg gesperrt und kriminalisiert zu werden?
Vor den ersten Schritten solltet ihr den gesetzlichen Rahmen für Cannabiskonsum in eurem Land prüfen. Falls Konsum und Besitz geringer Mengen für den Eigenbedarf nicht strafrechtlich verfolgt werden, sollte es möglich sein, eine erfolgreiche rechtliche Verteidigung eines CSC zu organisieren. Basierend auf dem Argument, dass es Leuten, die das Recht zum Konsum haben, erlaubt sein sollte, für den Eigenbedarf anzubauen. Und auf der Logik, dass es einigen Cannabiskonsumenten einfach an Wissen, Platz, Energie oder Zeit zum selber Anbauen fehlt, so dass sie andere fragen, dies für sie zu tun.
Indem ihr euch als geschlossenen Kreislauf von Konsumenten und Züchtern darstellt, könnt ihr argumentieren, dass ihr eine Alternative zum illegalen Markt schafft, d.h. ihr tragt zum Kampf gegen Drogenhandel bei, mit all seinen negativen Konsequenzen, von denen wir täglich in der Presse hören.
Man kann sagen, dass Behörden, die den Anbau zum Eigenbedarf untersagen, nur den kriminellen Organisationen hinter dem Straßenmarkt für Cannabis in die Hände spielen.
Wenn sich nun eine ganze Klicke sagt: „Wir wollen auch einen Social Cannabis Club aufmachen“, wie unterstützt Encod diese Gruppe bei diesem Vorhaben, kann man sich einfach bei dir melden oder muss man Mitglied werden?
Auf unserer Website findet man ein Manual zur Gründung eines CSC.
Derzeit geben wir einen Verhaltenskodex für europäische CSCs heraus. Wir streben an, dass alle Clubs, die den Kodex befolgen, ein CSC-Label bekommen können, mit dem sie sich von Initiativen unterscheiden können, die sich als Clubs präsentieren, tatsächlich aber auf den Verkauf von Cannabis abzielen. Mit diesem Label kann es Clubs in Ländern, in denen es noch keine gibt, leichter gemacht werden, sich der Öffentlichkeit als echte Alternative zum illegalen Markt zu präsentieren. Ich kann mir vorstellen, dass dieses Label nur an Encod-Mitglieder vergeben wird, aber das ist noch in der Diskussion bei uns.
Joep, was sind deine Ziele für die nächsten zwei Jahre und was meinst du in der Welt bewegen zu können?
In 5 Jahren hoffe ich , dass Encod eine Dachorganisation verschiedener “Social Clubs” geworden ist, die den legalen Kreislauf von Cannabis, Opium und Kokablättern zw. Produzenten und Konsumenten erleichtern, basierend auf einer Philosophie der Nachhaltigkeit und des Fair Trade, und dass dies ein Loch in die Mauer der Drogenprohibition macht, das groß genug ist, um sie schließlich ganz zu zerstören. Die Lage stagniert seit 2004, als die 1. große Reformwelle zum Ende kam. Bis dahin fand die Straffreiheit (wörtlich: depenalisation = “Entstraflichung”) des Gebrauchs und Besitzes für den Eigenbedarf zunehmend in verschiedenen Ländern statt. Der Krieg gegen den Terror gab den Kräften neue Energie, die alternative Lebensweisen im Untergrund und illegal halten wollten, und Prohibition wurde als zugrundeliegende Philosophie der Drogenpolitik gestärkt. Aber da sich heutzutage alles schnell ändert, könnten noch Überraschungen vor uns liegen. Es ist unwahrscheinlich, dass Veränderungen auf der internationalen Ebene geschehen. Sie werden von der lokalen und nationalen Ebene kommen müssen, mit Unterstützung der lokalen öffentlichen Meinung. Wir müssen die Hoffnung behalten, dass die derzeit tolerierten Systeme der Coffeeshops oder CSCs, die es in den Niederlanden, Spanien und Belgien gibt, früher oder später in legal regulierte Modelle der Cannabisproduktion und –distribution umgewandelt werden, und dies wird ein Vorbild sein für andere Länder und andere Drogen.
Was sind deine Wünsche an uns, wie können wir deine Arbeit unterstützen?
Werdet aktiv! Seid bereit für einen harten Kampf. Drogen wurden immer als der perfekte Feind angesehen, die meisten Politiker zögern, unsere Botschaft anzuhören, da sie Angst haben, was ihre Wähler denken, wenn sie plötzlich eine Drogenreform unterstützen. Denkt immer daran, dass wir eine gerechte Sache verteidigen, die Millionen Menschen auf der ganzen Welt vereint: das Ende der pharmazeutischen Apartheid, das allen Erwachsenen den Zugang zu Substanzen erlaubt, die sie brauchen um sich selbst zu heilen, um ihre physische und psychische Gesundheit zu erhalten, um das Leben zu genießen und zu feiern.
Joep, wir freuen uns, dass du die Zeit für uns hattest, uns einige Fragen zu beantworten. Encod ist durch die Mitwirkung an „Trekt uw Plant“ für uns alle eine sehr interessante Organisation, der wir von Herzen Erfolg wünschen. Dein Kampf muss weiter gehen, wir wollen überall auf der Welt anbauen und konsumieren dürfen. Ich denke, dass wir uns ganz bestimmt noch einmal wieder treffen werden.
Look forward to it!