EIN GEDANKENSPIEL
Politik ist ein Gedankenspiel, gespielt von Leuten die behaupten, Lösungen für gefühlte Probleme der Gesellschaft zu kennen. Wenn dieses Spiel fair gespielt wird, sollte es in der Lage sein, Menschen die nicht die Zeit haben sich mit dem Für und Wider dieser Probleme zu beschäftigen in die Lage zu versetzten, eine informierte Entscheidung für eine der vorgeschlagenen Lösungen zu treffen.
Das Gedankenspiel über die Zukunft der Drogenpolitik kann nur von denen gewonnen werden, die die Prohibition beenden wollen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis das offensichtliche Scheitern der derzeitigen Drogenpolitik von der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Mit der Zeit wird die wachsende Wahrnehmung von alternativen Ansätzen, die auf eine Akzeptanz des Konsums von Drogen durch Erwachsene setzten, ein völlig neues Feld von Möglichkeiten das Richtige zu tun eröffnen. Nicht nur für Drogenkonsumenten und deren Umfeld, sondern auch in einem weiten Spektrum anderer Gebiete wie nachhaltiger Entwicklung, sozialer Kohäsion, ehrlicher Geschäfte, Kampf gegen Kriminalität und Korruption, Überbrückung der demokratischen Defizite usw. Die Geschichte zeigt, dass die öffentliche Aufmerksamkeit einfach und schnell umschlägt, wenn ein neuer Gedankenfluss durch eine Kette von Ereignissen provoziert wird, niemals aber durch ein Einzelereignis.
Unsere Mission ist es eine Brücke über den Abgrund zu schlagen, der zwischen der Welt der Bürger und der der Politiker liegt. Zunächst werden Probleme aufgezeigt, ohne dass Entscheidungen getroffen werden können, diese zu lösen. Als zweites werden Probleme aus der Distanz und unter dem Einfluss von Gruppen die verschiede Interessen vertreten diskutiert. Die Abwesenheit einer seriösen Debatte in der politischen Arena, unter Missachtung des Fakts, dass Drogenprobleme beinahe jeden Bürger betreffen, zeigt deutlich, das die Interessen die hinter der Beibehaltung des Status Quo stehen in diesem Bereich überrepräsentiert sind.
Wir müssen den Gedankenfluss durchsetzen der den Unterschied ausmachen kann, indem wir uns zwischen den Extremen hin und her bewegen. Eines ist dort wo die Menschen sind, die tägliche Realität und der gesunde Menschenverstand. Die Orte, in denen die praktischen Lösungen erfunden werden, die den kleinen Spielraum Toleranz im gegenwärtigen juristischen Rahmen nutzen, z.B. die Cannabis Social Clubs.
Im anderen Extrem finden wir den politischen, bürokratischen Apparat, die nationalen Parlamente, die Treffen der Vereinten Nationen und der Europäischen Union, wo geheime Kräfte daran arbeiten sicher zu gehen, dass illegale Drogen verboten bleiben. Im Ergebnis werden die öffentlichen Ausgaben von einem repressiven Blickwinkel auf Drogen geleitet und der Status Quo könnte unbehindert und ohne Fragen weiter gehen. Die raren öffentlichen Äußerungen von Politikern zeigen, dass die meisten von ihnen noch nicht einmal wahrgenommen haben, dass ihre Politik weit mehr Probleme verursacht als sie löst. Wenn sie mit der Realität konfrontiert werden, wie es Lokalpolitikern passiert, neigen sie dazu ihre Meinung zu ändern.
Um diesen Graben zu überbrücken brauchen wir starke Ausrüstung und Ziele. Leute müssen sich hin und her bewegen, ohne dabei das Risiko einzugehen unterwegs verloren zu gehen. Sie sollten sich auf beiden Seiten wohl fühlen und keinen Grund haben, entweder den gesamten politischen Apparat von einer marginalisierten Position zu kritisieren oder Teil des öffentlichen Diskurses zu werden, der versucht die am anderen Ende zu „repräsentieren“ ohne wirklich zu wissen, was bei denen los ist.
Der nächste Schritt im Gedankenspiel ist das UN- Treffen in Wien 2008.
Dieses Treffen soll die 10-Jahres-Strategie des UNGASS über Drogen von 1998 überprüfen, „das Angebot und die Nachfrage illegaler Drogen auszurotten bzw. signifikant zu reduzieren“. Während der Vorbereitung dieser Veranstaltung war es sehr enttäuschend zu sehen, wie westliche Regierungen und Institutionen alles versuchen, jede Diskussion über die Notwendigkeit eines Wechsel der Zielrichtung zu vermeiden, unabhängig von der wachsenden Anzahl an Beweisen, die gegen die derzeitige sprechen.
In aller Kürze: Wien 2008 ist für all jene die perfekte Möglichkeit, die bereit sind ihre Kräfte für das Ende des globalen Kriegs gegen Drogen zu bündeln und der Welt zu zeigen, dass man viel mehr von der Prohibition zu befürchten hat, als von einer toleranten Alternative. In den kommenden Monaten wollen wir tausende Aktivisten aufrufen, im März 2008 nach Wien zu reisen und friedlich aber bestimmt ihren Willen nach einer Veränderung auszudrücken.
Wenn wir als Repräsentanten der von Drogenprohibition beruflich und privat betroffenen Bürger zusammenarbeiten, können wir unsere Erfahrungen mit Techniken des Brückenbaus teilen und das Endergebnis könnte stärker sein.
Mit Blick auf den Diskussionsprozess in der EU hat ENCOD den Kontakt zu anderen europäischen NGO-Drogen-Netzwerken meist aus dem Behandlungssektor gesucht, um eine gemeinsame Lösung für das gegenwärtige Dilemma zu finden, das aus der Weigerung einiger EU-Regierungen entstand, einen Dialog zu führen. Der wesentliche Unterschied zwischen ENCOD und anderen Netzwerken ist es, dass wir einen horizontalen Ansatz haben (die Drogenerfahrung liegt in besonderem Maße bei denen, die täglich mit dem Problem konfrontiert werden), während die anderen Netzwerke ihren Wunsch ausgedrückt haben, den Dialog auf „Profis“ zu beschränken.
Der Prozess des EU-Dialogs, die Kampagne Wien 2008 und die Cannabis Social Clubs werden die wichtigsten Themen der kommenden ENCOD-Generalversammlung- sein, die von 22. bis 24. Juni in Antwerpen (Belgien) stattfinden wird. Das Treffen ist für jeden offen, um eine Anmeldung wird jedoch gebeten.
Von: Joep Oomen (mit der Hilfe von Peter Webster) – encod.org
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