DAS ENCOD BULLETIN ZUR DROGENPOLITIK IN EUROPA
NR. 31. JULI 2007
LOKALES WACHSTUM – GLOBALES HANDELN
Vom 22. bis 24. fand in Antwerpen die Generalversammlung von Encod statt. Etwa 40 Vertreter aus 12 Ländern nahmen an diesem Drei-Tage-Marathon der Ideen und Aktionen für die nächsten neun Monate bis zu den Ereignissen, welche wir für Wien planen, teil.
Die Freedom-to-Farm-Kampagne wird weiterhin unsere Hauptbotschaft sein. In Europa ist Cannabis das Zentrum dieser Kampagne. Aber in Wien können wir uns auch auf andere Pflanzen beziehen. Die Kampagne kann durch die Realisierung von Cannabis Social Clubs (CSCs) konkreter werden, einem Modell, Cannabis innerhalb von nichtkommerziellen, ökologischen und kontrollierten Kreisen anzupflanzen und zu verteilen.
In den Fällen, in welchen CSCs vor Gericht standen (Spanien, Belgien), haben die Richter die Existenz des CSC-Modells als legitim akzeptiert. In Spanien wurde Pannagh freigesprochen. In Belgien erhielt Trekt Uw Plant symbolische Strafen. Auch zeigen lokale Behörden Interesse für CSCs. Sie sehen sie und können sie als etwas verstehen, was die Leute benötigen und wollen. Drogen-Sozialarbeiter sollten CSC als echten Vorschlag akzeptieren können, speziell jetzt nach so vielen Geschichten über schlechtes Gras. Dies sind wichtige Voraussetzungen für neue CSC-ähnliche Initiativen.
Ein CSC kann gemäss den lokalen Gesetzen und Praktiken aufgestellt werden, auch in Ländern, wo ein Anbau immer noch unmöglich ist. „Virtuelle“ CSCs können aufgestellt werden, bloss um die Idee zu fördern. Anstatt Pflanzen könnten sie juristische oder andere Dienstleistungen ihren Mitgliedern anbieten. Dazu gibt es Erfahrungen aus Grossbritannien (LCA) und Spanien (Amigos de Maria). Andere Aktionen wären die Gratis-Verteilung von Hanf- oder Cannabis-Samen (siehe die Erfahrungen der polnischen Hanf-Lobby).
Wir sollten nicht zu grosse Erwartungen hegen. Cannabis-Aktivisten sind bis anhin nicht gut organisiert und wegen der Stigmatisierung braucht es gewissen politischen Mut, um öffentliche Aktionen zu organisieren. Inzwischen haben viele Cannabis-Konsumenten keine Probleme mehr und denken nicht darüber nach, die Liberalisierungsdebatte weiterzustossen.
Einen CSC aufzustellen, der wirklich als Cannabis-Lieferant funktioniert, ist nicht einfach. Die Einhaltung der Vereinsstatuten muss sehr gut überwacht werden, da jeglicher Abfluss zum illegalen Markt verhindert werden soll. Natürlich würde so ein Leck sofort gegen das Konzept der CSCs eingesetzt werden. Andererseits ist es klar, dass Encod niemals die Verantwortung übernehmen kann, so dass in allen CSCs, die an der Kampagne teilnehmen, keine illegalen Aktivitäten geschehen.
Wir können Medieninteresse generieren, wenn wir CSC in verschiedenen Ländern präsentieren, dies gemäss einem Plan von mehreren Monaten und der mit den Ereignissen im März 2008 in Wien enden könnte.
Wir planen, im Oktober zu starten, indem wir eine Agenda benutzen, von Land zu Land gehen indem wir ein Flugblatt in verschiedenen Sprachen publizieren, welches die wichtigsten Punkte erwähnt: eine Kooperative, ein striktes System, welches nur anbaut, was die Mitglieder benötigen, keine Produktion für den Export, kein Abfluss auf den Schwarzmarkt, kein Zugang für Minderjährige, kein Handel.
Alle Gruppen, welche bei dieser Kampagne teilnehmen möchten und einen (virtuellen oder realen) Cannabis Social Club etablieren möchten, werden gebeten, in ihrem Land zwischen dem 1. Oktober 2007 und dem 15. März 2008 einen Anlass zu planen und das Encod-Sekretariat hierzu vor dem 1. September 2007 zu informieren, so dass die Information auf das Flugblatt, welches im September produziert wird, kommt.
In Wien selber wird die Herausforderung sein, einen Denkprozess darüber auszulösen, wie zur Drogenpolitik entschieden wird, um unsere Regierungen zu zwingen, die Resultate von UNGASS 1998 mit den Bürgern zu diskutieren. An der Uno-Konferenz in Wien wird ein Bericht über die Ergebnisse von zehn Jahren internationaler Drogenkontrolle erstellt werden, und die Regierungen haben bis März 2009 Zeit für ihre Kommentare zu diesem Bericht.
Wien 2008 wird ein politsiches Ereignis sein, wenn wir es zu einem machen. Natürlich ist es wirksamer, die Debatte in den Mitgliedsstaaten zu fördern als dies in den Strassen von Wien zu tun. Aber der Moment in Wien könnte ein guter Ausgangspunkt für all dies werden.
Die Pläne für die Aktionen in Wien beinhalten den Vorschlag, zusammen mit Partnerorganisationen einen alternativen, hochstehenden Bericht zur weltweiten Drogensituation zu erstellen, dies mit einer Expertenkonferenz, einer Demonstration, der Einweihung eines Denkmals und einer Encod-Generalversammlung in Wien während der Konferenz der Uno-Drogenkommission.
Wir könnten Wien verwenden, um die internationale Koalition für gerechte und effiziente Drogenpolitik, welche im 1998 gegründet wurde, wieder zu beleben und die zentralen Fragen zu stellen: Was sind die Gründe, wieso Leute Drogen konsumieren. Welche Rolle spielen sie in der Menschheitsgeschichte?
Es wurde auch eine neue Geschäftsführung eingesetzt. Neben den bisherigen Virginia Montañes, Maria Impallomeni und Joep Oomen sind Fredrick Pollak, André Fürst und Jan Ludewig die neuen Mitglieder. Timothy Gluckman steht als Kontaktmann alle Mitglieder, welche die Geschäftsführung kritisieren wollen, aber aus einem Grund sich nicht direkt an diese wenden wollen, zur Verfügung.
Schlussendlich sprachen wir über den kommenden Dialogprozess, welcher durch die Europäische Kommission Ende 2007 organisiert wird. Bis zum 17. August sollten Organisationen, welche hierbei teilnehmen wollen, die Anmeldung ausgefüllt haben. Wir werden uns melden und bitten alle Mitglieder, dasselbe zu tun. Wir sollten positiv, aber auch kritisch sein. Wenn der Dialog schlussendlich nicht mehr ist als eine Schwatzbude, müssen wir vorbereitet sein auch ausserhalb aktiv zu werden.
Es wurden Arbeitsgruppen gebildet, um diese Pläne zu begleiten. Eine komplette Version des Protokolls wird bald zur Verfügung stehen.
Erstellt durch: Joep Oomen, mit der Hilfe von Peter Webster.
Übersetzung: Kleo Halbeisen
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