Quelle: Panorama
19 Jan 2010
Acht Todesfälle durch Milzbrand, sieben davon in Schottland, lassen die europäischen Gesundheitsbehörden aufhorchen. Die Krankheit sei durch Milzbrand-verseuchtes Heroin übertragen worden. Im Dezember war ein Mann, der sich zuvor Heroin gespritzt hatte, im Düsseldorfer Krankenhaus gestorben. Die Behörden warnen, dass kontaminiertes Heroin auch außerhalb Schottlands vertrieben worden sein könnte.
Bei den Gesundheitsbehörden in Europa sorgen Todesfälle durch Milzbrand-verseuchtes Heroin für Beunruhigung. Bisher seien acht Todesfälle durch die seltene Infektionskrankheit bekannt, teilte das französische Gesundheitsamt DGS am Dienstag mit. Demnach starben seit Anfang Dezember neben einem drogenabhängigen Mann in Nordrhein-Westfalen sieben weitere Menschen in Schottland. Insgesamt seien in Schottland 14 Infektionsfälle nachgewiesen worden.
Das Robert-Koch-Institut in Berlin hatte am vergangenen Donnerstag auf seiner Website über den Tod eines Drogenabhängigen aus Aachen berichtet, bei dem eine Milzbrand-Infektion bestätigt wurde. Es war der erste Fall der Infektionskrankheit in Deutschland seit 15 Jahren. Der 42 Jahre alte Mann war am 6. Dezember in eine Klinik eingeliefert worden. Grund waren Geschwulste im Kniekehlenbereich, wo sich der Drogenabhängige Heroin gespritzt hatte. Er starb nach mehreren chirurgischen Eingriffen gut eine Woche später am Versagen mehrerer Organe.
„Soweit bekannt“ gab es laut dem Robert-Koch-Institut bei dem Aachener Fall „keine direkte Verbindung zu Schottland“. Eine gemeinsame Infektionsquelle lasse sich aber nicht ausschließen. „Kontaminiertes Heroin könnte somit auch in anderen Bundesländern und europäischen Staaten vertrieben worden sein.“ Wegen „der möglicherweise überregionalen und internationalen Tragweite dieses Geschehens“ bat das Institut um „umgehende Benachrichtigung“ über ähnliche Fälle.
Milzbrand oder Anthrax ist eine bakterielle Infektionserkrankung, die vor allem bei Tieren vorkommt, aber auf den Menschen übertragen werden kann. Sie befällt gewöhnlich die Haut, in einigen Fällen aber auch die Atemwege oder den Darm. Laut Weltgesundheitsorganisation kommt es weltweit jährlich zu etwa 2000 Fällen des nicht tödlichen Hautmilzbrandes. In Deutschland war der letzte Fall von Milzbrand bei einem Menschen 1994 gemeldet worden. In Großbritannien kam es 2006 und 2008 zu jeweils einem Todesfall. Dabei infizierten sich Trommelbauer mit Milzbrand-Sporen, die verseuchte Tierfelle aus Afrika bearbeiteten.
Milzbrand ist auch als biologische Waffe gefürchtet. In den USA starben 2001 fünf Menschen durch mit Milzbrand verseuchte Briefe. Sie waren nach den Ermittlungen der Behörden von einem Biowaffen-Experten verschickt worden, der im Dienste der US-Regierung stand.