Source: International Association for Cannabinoid Medicines (IACM)
Bulletin vom 8. Mai 2010
International Association for Cannabinoid Medicines (IACM)
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Wissenschaft: Nabilon reduziert die Spastik bei Patienten mit Querschnittslähmung in kleiner klinischer Studie
An der Universität von Manitoba in Winnipeg (Kanada) wurden die Wirkungen von Nabilon bei 12 Personen mit Querschnittslähmung und Spastik untersucht. Das synthetische Cannabinoid Nabilon besitzt ein ähnliches Wirkungsspektrum wie das natürliche Cannabinoid Dronabinol (THC). In einer doppelblinden, plazebo- und kreuzkontrollierten Studie erhielten die Teilnehmer während des ersten vierwöchigen Zeitraums entweder Nabilon oder ein Plazebo. Nach einer zweiwöchigen Auswaschphase wechselten sie zu anderen Medikation. Die Patienten begannen mit 0,5 mg Nabilon einmal am Tag mit der Möglichkeit, die Dosis auf zweimal täglich zu steigern.
Ein Teilnehmer schied während der Plazebophase aus, und 11 Personen beendeten die Studie. Im Vergleich zum Plazebo verursachte Nabilon eine signifikante Abnahme der Spastik, gemessen mittels Ashworth-Skala, des am meisten betroffenen Muskel, sowie eine signifikante Abnahme des gesamten Ashworth-Wertes. Es gab keine signifikante Abnahme bei anderen Parametern. Die Nebenwirkungen waren gering und wurden gut toleriert. Die Autoren folgerten, dass “Nabilon nützlich zur Reduzierung der Spastik bei Patienten mit Querschnittslähmung sein könnte. Wir empfehlen eine größere Studie mit einer längeren Behandlungsdauer und einer Möglichkeit, die Dosis langsam weiter zu steigern.”
(Quelle: Pooyania S, Ethans K, Szturm T, Casey A, Perry D. A randomized, double-blinded, crossover pilot study assessing the effect of nabilone on spasticity in persons with spinal cord injury. Arch Phys Med Rehabil 2010;91(5):703-7.)
Wissenschaft: Cannabidiol reduziert die appetitfördernden Wirkungen von THC bei Cannabiskonsumenten
Nach einer Studie mit 94 Cannabiskonsumenten am Universitätskolleg London (Großbritannien) variieren die Wirkungen der Droge in Abhängigkeit vom Verhältnis von Cannabidiol (CBD) zu THC. Die Teilnehmer wurden einmal unberauscht und einmal unter dem Einfluss ihres selbst gewählten gerauchten Cannabis in einem Abstand von sieben Tagen hinsichtlich der appetitanregelnden und verstärkenden Wirkungen der Droge getestet. Jeder Konsument gab eine Probe des von ihm verwendeten Cannabis ab, und seine Cannabinoid-Konzentration wurde bestimmt. Auf der Basis der CBD/THC-Verhältnisse im Cannabis wurden Personen mit einem vergleichsweise hohen und einem niedrigen Verhältnis direkt verglichen.
Wenn sie unter dem Einfluss von Cannabis standen, zeigten Raucher von Sorten mit vergleichsweise hohen CBD-Gehalten im Vergleich mit Rauchern von Sorten mit einem niedrigen CBD/THC-Verhältnis eine reduzierte Neigung für Drogen- und Nahrungsstimuli. Personen, die Sorten mit einem höheren CBD/THC-Gehalt rauchten, zeigten zudem an beiden Testtagen eine geringere Vorliebe für Cannabis-Stimuli. Die Forscher folgerten, dass ihre “Befunde nahe legen, dass CBD ein Potenzial für die Behandlung der Cannabisabhängigkeit besitzt”.
(Quelle: Morgan CJ, Freeman TP, Schafer GL, Curran HV. Cannabidiol Attenuates the Appetitive Effects of Delta(9)-Tetrahydrocannabinol in Humans Smoking Their Chosen Cannabis. Neuropsychopharmacology, 28. April 2010 [im Druck])
Deutschland: Sachverständigenausschuss empfiehlt Umstufung von Cannabis für medizinische Zwecke im Betäubungsmittelgesetz
Der Sachverständigenausschuss für Betäubungsmittel hat auf seiner Sitzung am 3. Mai der Bundesregierung empfohlen “Cannabis (Marihuana, Pflanzen und Pflanzenteile der zur Gattung Cannabis gehörenden Pflanzen)” von der Anlage I in die Anlage II des Betäubungsmittelgesetzes umzustufen, sofern sie “zur Herstellung von Zubereitungen zu medizinischen Zwecken bestimmt sind”. Zudem empfahl der Ausschuss, folgende Position in die Anlage III des Betäubungsmittelgesetzes aufzunehmen: “Cannabis-Extrakt (Extrakt, der aus Pflanzen und Pflanzenteilen der zur Gattung Cannabis gehörenden Pflanzen gewonnen wird)” und zwar “nur in Zubereitungen, die als Fertigarzneimittel zugelassen sind”.
Die Anlage I des deutschen Betäubungsmittelgesetzes enthält Substanzen, die nicht verschreibungsfähig und nicht verkehrsfähig sind, wie z.B. Heroin, Kokain, LSD und Cannabis. Die Umstufung von Cannabis, der zur Herstellung von Zubereitungen zu medizinischen Zwecken bestimmt ist, in die Anlage II macht diese Substanzen verkehrsfähig, was bedeutet, dass Apotheken mit ihnen ohne eine spezielle Genehmigung umgehen dürfen. Bisher müssen Apotheken, die aus den Niederlanden importierten Cannabis an Patienten mit einer Ausnahmegenehmigung zur medizinischen Verwendung von Cannabis abgeben wollen, ebenfalls Ausnahmegenehmigungen beantragen. Die Umstufung von Cannabisextrakt in die Anlage III des Betäubungsmittelgesetzes bezieht sich zunächst auf die erwartete arzneimittelrechtliche Zulassung von Sativex, der Cannabisextrakt des britischen Unternehmens GW Pharmaceuticals. Im Allgemeinen folgt die Bundesregierung den Empfehlungen des Sachverständigenausschusses.
(Quelle: Mitteilung des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie vom 4. Mai 2010)
Belgien: Der erste Cannabis-Social-Club von Belgien hat die erste Ernte eingebracht
Nach einer Pressemitteilung von “Trekt Uw Plant”, ein belgischer Cannabis-Social-Club, hat die Gruppe am 10. April ihre erste Ernte ihrer gemeinsamen Cannabis-Plantage eingefahren. Nach nahezu vierjähriger Arbeit konnte die Vereinigung ihren Mitgliedern die ersten in Belgien legal angebauten Cannabispflanzen präsentieren. Seit 2005 ist in Belgien eine ministerielle Richtlinie in Kraft, nach der der Besitz von maximal drei Gramm Cannabis und 1 weiblichen Pflanze nicht strafrechtlich verfolgt wird. Der Cannabis kann nicht ohne die Einwilligung des Besitzers beschlagnahmt werden.
In den vergangenen Jahren hat Trekt Uw Plant diese Richtlinie getestet. Während zweier Gelegenheiten in den Jahren 2006 und 2008 wurde der Öffentlichkeit eine kollektive Cannabis-Plantage präsentiert. Beide Male wurde die Plantage beschlagnahmt und die Vorstandsmitglieder der Vereinigung verhaftet und verurteilt. Beide Male wurde die Gesellschaft durch einen örtlichen Richter verurteilt, das erste Mal wegen Cannabisbesitzes, das zweite Mal wegen “Anstiftung zum Drogenkonsum”. In beiden Fällen ging die Vereinigung gegen dieses Urteil in Berufung und wurde schließlich am 26. Juni 2008 und am 25. Februar 2010 freigesprochen. Aus diesen Freisprüchen zieht Trekt Uw Plant die Schlussfolgerung, dass seine Methoden mit der Absicht des belgischen Gesetzgebers vollständig übereinstimmen.
Mehr unter:
Presseerklärung von Trekt Uw Plant
(Quelle: Pressemitteilung von Trekt Uw Plant vom 26. April 2010)
Kurzmeldungen
Wissenschaft: Schizophrenie
In einer Studie am Edmundston-Regionalkrankenhaus in New Brunswick (Kanada) wurden 8 Männer, die an Schizophrenie litten, hinsichtlich ihrer Gründe für gegenwärtigen oder ehemaligen Cannabiskonsum befragt. Die Befunde zeigen, “dass Cannabis als ein Mittel, um dem Schizophrenie-bedingten Bedürfnis nach Entspannung, Gefühlen von Selbstwert und Zerstreuung zu genügen, verwendet wird”. (Quelle: Francoeur N, et al. Can J Nurs Res 2010;42(1):132-49.)
Wissenschaft: Krebs des Gallengangs
Nach Zellexperimenten an der Rangsit-Universität in Patumthani (Thailand) übt THC krebshemmende Wirkungen auf Krebszellen des Gallengangs aus. Dieses natürliche Cannabinoid hemmte das Wachstum, die Wanderung und die Invasion und induzierte Apoptosen. Es reduzierte das Überleben der Tumorzellen. Die Zellen waren Patienten mit diesem Krebs entnommen worden, und sie wiesen Cannabinoidrezeptoren auf. (Quelle: Leelawat S, et al. Cancer Invest 2010;28(4):357-63.)
Wissenschaft: Schlafapnoe
In einer Studie an der Universität von Leipzig (Deutschland) mit 20 Patienten, die an Schlafapnoe litten, und 57 gesunden Kontrollpersonen wurden Konzentrationen der Endocannabinoide Anandamid (AEA), 2-Arachidonylglycerol (2-AG) und Oleoylethanolamid (OEA) im Serum bestimmt. Patienten mit Schlafapnoe wiesen doppelt so hohe OEA-Konzentrationen auf wie Kontrollpersonen. Die Forscher folgerten, dass hohe OEA-Konzentrationen “als ein neuroprotektiver Mechanismus gegen chronisch-oxidative Stressoren und als ein Mechanismus zur Förderung von Wachheit bei Patienten mit nächtlichem Schlafmangel und verstärkter Schläfrigkeit während des Tages interpretiert werden könnte”. (Quelle: Jumpertz R, et al. Exp Clin Endocrinol Diabetes, 28. April 2010 [im Druck])
Wissenschaft: Diabetes
Italienische Wissenschaftler untersuchten die Konzentrationen mehrerer Endocannabinoide (Anandamid, 2-AG, OEA und PEA) im subkutanem Fett von Personen mit sowohl Übergewicht als auch Typ-2-Diabetes. Verglichen mit gesunden normalgewichtigen Personen waren die Spiegel von Anandamid, OEA und PEA signifikant erhöht (2- bis 4,4-fach), während die 2-AG-Spiegel um das 2,3-fache erniedrigt waren. (Quelle: Annuzzi G, et al. Lipids Health Dis 2010;9(1):43.)