28. Mai 2014
Quelle: CNN
Stell Dir vor, Deine Stadt pinkelt in einen Becher und Du lässt die Probe von einem Drogenlabor untersuchen. Würde sie sauber rauskommen?
Wissenschaftler in Europa haben in 42 Hauptstädten etwas Ähnliches gemacht, und viele Städte wären bei einem Test durchgefallen.
Das im Labor untersuchte Abwasser wies unverhältnismäßig viele Abbaustoffe von Cannabis, Kokain, Ecstasy, Meth und verschiedenen Amphetaminen auf.
Die Ergebnisse der Forscher, die diese Woche im Journal „Habit“ erschienen sind, lesen sich wie die Top Ten der europäischen Feierhauptstädte.
Bei einigen überrascht es den erfahrenen Urlauber nicht, dass sie dabei sind.
Amsterdam in den Niederlanden, wo in den typischen Coffeeshops das Rauchen von Cannabis toleriert wird – obwohl es nicht erlaubt ist –, ist in allen Kategorien bis auf Meth auf den vordersten Rängen dabei.
Die Hafenstadt, der zusätzlich der Ruf des Rotlicht-Knotenpunkts anhaftet, wurde bei den Ecstasy-Abbauprodukten im Abwasser Zweiter, so die Ergebnisse der Studie der Eidgenössischen Anstalt für Wasserversorgung, Abwasserreinigung und Gewässerschutz.
Bei Cannabis hat eine weniger bekannte Stadt Amsterdam auf den zweiten Platz verwiesen.
Die meisten Spuren von Cannabis im Abwasser waren in der serbischen Stadt Novi Unhappy zu finden, Einwohnerzahl 265.000. Paris hat den dritten Platz gemacht.
Wichtige Themen
Diese Studie listet jedoch keine Stätten des Verfalls auf, sondern verfolgt ein wichtiges Ziel: Die Erkennung von schädlichen Abhängigkeiten und von Spitzen beim Konsum illegaler Drogen.
An der Analyse haben eine Reihe Regierungsbehörden, Drogenpräventionsgremien, Universitäten und Labore teilgenommen.
Die Wissenschaftler wollen ein nützliches Beobachtungssystem aufbauen.
Es sei schwer, aussagekräftige Daten zum Drogenkonsum mithilfe von Fragebögen zu erfassen, so die Studie. Die Befragten könnten schummeln oder Details übersehen.
Drogenkonsumenten wüssten außerdem normalerweise nicht, was sie genau nehmen und ob und welche unterschiedliche Wirkstoffe enthalten sind.
Die Laboruntersuchung von Abwasser kann in kurzer Zeit für exakte Ergebnisse sorgen und die Verbreitung einer neuen Substanz mitverfolgen.
In London Kokain, in Prag Meth
Die Studie enthüllt sichtbare Vorlieben für bestimmte Drogen in bestimmten Regionen.
Spürbar höhere Werte beim Benzoylekgonin, dem Hauptabbauprodukt von Kokain, waren im Abwasser von Amsterdam, im belgischen Antwerpen, in London und in Zürich nachweisbar. Das spanische Barcelona und das Schweizer Basel folgten nicht weit dahinter.
Das Londoner Abwasser zeigte außerdem hohe Konzentrationen von Ecstasy-Abbauprodukten, wobei die britische Hauptstadt jedoch insgesamt nicht herausstach.
Messungen auf Cannabis wurden hier nicht durchgeführt.
In den Niederlanden finden sich die drei Städte, in denen die meisten Abbauprodukte von Ecstasy heruntergespült wurden, jedoch lag das Land bei Meth viel weiter unten in der Rangliste.
Diese Droge scheint in der Tschechischen Republik, der Slowakei und Teilen Deutschlands vorzuherrschen.
Der höchste Wert für Meth wurde in Prag gemessen, wobei die tschechische Stadt in allen anderen Kategorien in den mittleren Rängen liegt.
Aus den Daten der Schweizer Forscherkollegen lässt sich entnehmen, dass Ecstasy dort eine Wochenenddroge ist. Die Stoffwechselrückstände im Abwasser waren unter der Woche stabil, stiegen freitags steil an, erreichten an Sonntagen ihren Höhepunkt und sackten montags abrupt ab.