Bei diesem Weltdrogentag stellen wir die neuesten öffentlichen Dienstleistungen für Jugend und Gesundheit vor. Diese Kampagne folgt vier jungen Menschen, wie sie Verantwortungsvoll mit ihrer Gesundheit und Drogen umgehen. Die Informationen rufen die Jugendlichen dazu auf, ihre Gesundheit in Hinsicht auf “Drogen” zu schützen.
GESUNDHEIT
Drogenmischkonsum, das heißt die zeitgleiche oder zeitnahe Einnahme verschiedener Drogen, ist heute bei der Mehrheit der Drogengebraucher eine übliche Praxis. Doch nur eine kleine Minderheit dieser Drogengebraucher verfügt über ein fundiertes Wissen bezüglich der Wirkungen und Nebenwirkungen der eingenommenen Substanzkombinationen. Bei der großen Mehrheit der Drogengebraucher herrscht diesbezüglich ein großes Informationsdefizit.
Dies gilt übrigens auch für die meisten Drogenberater und Sozialarbeiter, deren Aufgabe es ja eigentlich ist, die Drogengebraucher aufzuklären, zu beraten und bei Bedarf ihnen auch Hilfe anzubieten.
Einem Informationsdefizit kann man nur mit präzisen, wissenschaftlich fundierten Informationen entgegenwirken.
Schlussfolgerungen für die Praxis
Aus den vorgelegten Ergebnissen lassen sich für die praktische Arbeit im Bereich der Prävention wichtige Schlussfolgerungen ableiten.
Was im Rahmen der sogenannten Sekundärprävention bzw. einer akzeptierenden Prävention schon seit mehreren Jahren zum Konsum einzelner Drogen erfolgreich praktiziert wird, sollte künftig auch für die zahlreichen Formen des Mischkonsums gelten. Die bisher durchweg geforderte Totalabstinenz zum Mischkonsum sollte zugunsten eines akzeptierenden Ansatzes korrigiert werden. Eine pauschalisierte, undifferenzierte Nein-Empfehlung wird Drogenkonsumerfahrene in der Regel nicht von deren Bereitschaft abhalten, Erfahrungen mit weiteren Drogen/Drogenkombinationen zu sammeln. Mit einer solchen Präventionsstrategie werden vielmehr mögliche beratende Hilfestellungen verweigert. Deshalb sollte die bisherige Forde-rung nach bedingungsloser Abstinenz durch die Botschaft „Wenn schon, dann aber …“ ersetzt werden.
Mit Safer-Use-Hinweisen sollte insbesondere für die jeweils speziellen pharmakologischen und auch die situationsbedingten Risiken (ungünstiges soziales Umfeld, ungünstiges Set und Setting etc.) sensibilisiert werden. Hierbei sind insbesondere auch die weit verbreiteten Mischkonsumformen unter Beteiligung von Alkohol einzubeziehen. Anders als bei Kombinationen aus zwei illegalisierten Drogen, erfolgt die Näherung an diese Mischkonsumformen zudem weniger vorsichtig und differenziert, so dass von einer erheblichen Risikobelastung auszugehen ist.
Als praxisrelevante Grundthesen wurden aus der Studie abgeleitet:
- Der Mischkonsum aus zwei illegalisierten Drogen ist eher nicht als chaotische und wahllose Substanzeinnahme zu sehen, sondern muss überwiegend als zielgerichtetes sowie durch Lernprozesse gestütztes Handeln verstanden werden. Jene Konsumenten wollen damit den von ihnen gewünschten Effekten des Drogenkonsums näher kommen. In die Entscheidungen für oder gegen eine bestimmte Drogenkombination gehen sowohl deren pharmakologische Akutwirkung als auch sonstige soziale Randbedingungen (Szenenbezüge, Set und Setting etc.) ein.
- Obige Regel gilt jedoch weniger für die am meisten verbreiteten Mischkonsumformen und damit die mit Beteiligung von Alkohol, denen sich anscheinend weniger kritisch und reflektierend genähert wird..
- Das bisher durchweg popularisierte undifferenzierte „Nein“ bzw. die geforderte Totalabstinenz zum Mischkonsum sollte zugunsten eines akzeptierenden Ansatzes korrigiert werden, bei dem die zukünftige Botschaft „Wenn schon, dann aber ….“ mit entsprechenden Safer-Use-Hinweisen unter Einbezug pharmakologischer und situationsbedingter Risiken zu versehen ist
- Der nicht unerheblichen Verbreitung verschiedenster Mischkonsumformen stehen kaum gesicherte medizinische Erkenntnisse zu deren Akut- und insbesondere Spätfolgen gegenüber, hier ist weiterer Forschungsbedarf geboten.
Quelle: “Prävalenzen und Konsumbewertungen – Drogenmischkonsum anders verstehen!” Juni 2004, Barsch, Gundula; Eul, Joachim; Harrach Tibor; HTML Variante
Weiter auch auf der Webseite zum “Tag gegen Drogenmissbrauch”, dem Weltdrogentag am 26. Juni auf www.weltdrogentag.eu und zum Thema “Gesundheit und Drogenmischkonsum”.