PRESSEMITTEILUNG von Österreichischer Hanfverband
Wien, 16. August 2013
Den alten Worten zur Drogenpolitik müssen neuen Taten folgen
Wien – Der Österreichische Hanfverband stellt fest, dass sich die österreichische Politik in der Drogenpolitik allen wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Trotz weiter in alten Fahrwassern bewegt. Die Repliken der ÖVP-Politiker Hannes Rauch und Andreas Khol auf den wieder neu aufgekochten, aber nach wie vor nicht im Parteiprogramm der Grünen verankerten Vorschlag von Grünen-Obfrau Eva Glawischnigg, den Cannabis-Konsum zu entkriminalisieren, deuten zumindest darauf hin, sagte ÖHV-Obmann David Rosse am Freitag. Offenbar seien der ÖVP alle neuen Erkenntnisse über das bei mehr als 250 Krankheitsbildern höchst wirksame Medikament Cannabis aus den letzten 18 Jahren seit der Entkriminalisierung in mittlerweile 19 US-Bundesstaaten entgangen.
„Cannabis ist das ungiftigste Medikament überhaupt, durch dessen dokumentierte Anwendung seit rund 6.000 Jahren kein einziger Todesfall zu verzeichnen war. Die ÖVP könnte sich hier wirklich einmal als Bewahrer traditioneller Werte beweisen und durch die Entkriminalisierung von Cannabis einen wirksamen Beitrag zur Gesundheit von hunderttausenden österreichischen Schmerz- und Krebspatienten beitragen.“
Bisherige Versuche des ÖHV, Kontakt mit der ÖVP zu diesem Thema aufzunehmen, wurden ignoriert. Der ÖHV regt hierzu an, dass Politiker aller Parteien in den Newsroom des ÖHV surfen, wo alle neuen Erkenntnisse rund um Cannabis dokumentiert werden.
Grüne sagen immer nur vor den Wahlen, dass sie Cannabis entkriminalisieren wollen
Rosse fällt auch auf, dass auch die Grünen offenbar immer nur vor den Wahlen mit dem Thema Cannabis-Entkriminalisierung bei den mehrheitlich nicht wählenden 800.000 österreichischen Cannabis-Konsumenten punkten wollen. Im Parteiprogramm der Grünen steht davon jedoch nichts.
Der ÖHV begrüsst jedoch den Vorschlag von ÖVP-Generalsekretär Hannes Rauch für ein neues Konzept in der Drogen- und Gesundheitspolitik. Als Basis dazu könnte die zweijährige Studie des Gesundheitsministeriums dienen.
Erstmals wird hier Drogenkonsum von den rund 100 beteiligten Experten nicht mehr ausschliesslich als Sucht gesehen, sondern in verschiedene Konsumformen vom gelegentlichen Konsum bis zum problematischen Konsum unterteilt. Dies entspricht auch den Erfahrungen des ÖHV. Bei den österreichischen Cannabis-Konsumenten hat ein Grossteil von weit über 90 Prozent kein problematisches Konsummuster. Dies haben auch die teilnehmenden Experten erkannt: Cannabis wird in der Studie nicht einmal mehr als Problem-Substanz angesehen.
„Lippenbekenntnisse von Politikern mit einem Weinglas in der Hand über eine drogenfreie Gesellschaft, die es übrigens in der Geschichte der Menschheit noch nie gab, wirken schon höchst eigenartig, wenn zugleich jährlich rund 8.000 Österreicher an den Folgen ihres Alkoholkonsums sterben“, sagte Rosse.
Aus Copyright-Gründen darf der ÖHV dieses Foto mit Hannes Rauch (1. Reihe, 3.v.l.) nicht publizieren.
Ausstiegsmedikament – nicht Einstiegsdroge
Auch bei den zum Teil von ÖVP-Seniorenbund-Obmann vertretenen älteren Österreichern spielt Cannabis eine zunehmend grössere Rolle in der Linderung altersbedingter Leiden. Dem ÖHV sind mittlerweile zahllose Pensionisten bekannt, die typische Krankheiten wie Diabetes, die Nebenwirkungen von Chemotherapien, aber auch hohen Blutdruck und Schlaflosigkeit erfolgreich mit Cannabis bekämpfen, dadurch aber von Strafverfolgung bedroht sind.
Aus dem Ausland sind schliesslich auch schon zahlreiche Fälle bekannt, wo dem Alkohol entsagende Menschen die Entzugssymptome erfolgreich mit Cannabis abmildern.
„Damit ist belegt, dass Cannabis keine Einstiegsdroge, sondern vielmehr eine Ausstiegsdroge aus viel gefährlicheren Substanzen ist“, sagte Rosse. Dies müsse auch in einer modernen, den wissenschaftlichen Tatsachen über die Heilwirkung von Cannabis folgenden österreichischen Drogenpolitik widergespiegelt werden.
Cannabis-Entkriminalisierung würde das österreichische Budget um über eine Milliarde Euro entlasten
Das enorme Einsparungspotenzial durch die Entkriminalisierung von Cannabis darf in wirtschaftlich Schwierigen Zeiten nicht länger verschoben werden, meinte Rosse. Österreich sollte hier zu den Vorreitern in der EU – den Niederlanden, Portugal und Spanien – aufschliessen, wodurch auch das österreichische Budgetdefizit um über eine Milliarde Euro reduziert werden könnte. Rosse verwies dazu auf eine Studie der EU-Organisation EMCDDA (European Monitoring Centre for Drugs and Drug Addiction), derzufolge durch eine Entkriminalisierung von Cannabis rund 120 Euro pro EU-Bürger eingespart werden könnten. Umgerechnet auf die 8.460.390 Einwohner in Österreich, wäre dies ein Betrag von 1,015 Milliarden Euro pro Jahr.
Österreichischer Hanfverband (ÖHV)