Im neuen Buch von Enrico Piovesana Afghanistan 2001-2016. Der neue Opiumkrieg, Arianna Editrice, 2016 sind vor dem Vorwort einige Grafiken enthalten, die den Inhalt des Buchs zusammenfassen: Sie zeigen die Opiumproduktion in Afghanistan laut der Daten der Vereinten Nationen und beschreibt, was passiert ist. Die Daten sind überraschend.
In diesem Land, wo die Herstellung von Opium Tradition hat, explodierte die Kultivierung während des Konflikts mit den Sowjets.
Das hohe Produktionsniveau hält auch nach dem Abzug der Sowjets an und bleibt auch in den Jahren des Bürgerkriegs zwischen den verschiedenen Teilen der Mudschaheddin und in den ersten Jahren des Taliban-Regimes konstant hoch.
Der Wendepunkt ist das Edikt von Mullah Omar 2001, das die Herstellung von Opium aus religiösen Gründen verbietet.
Im Jahr danach werden die Taliban durch eine „humanitäre Intervention“ wieder gestürzt.
Seitdem ist die Opiumproduktion wieder explodiert.
Jetzt produziert Afghanistan 5.000 Tonnen Opium pro Jahr, was 9 Zehntel der Weltproduktion darstellt und die steigende Produktion hat zu fallenden Preisen geführt.
Im Grunde genommen wurde das hier am Rand verkaufte Heroin wieder modern, dank der niedrigen Preise.
Sogar Italien hat dazu beigetragen, dass die globalen Preise für Heroin sinken.
No irony, the book is a journalist reportage written by Enrico Piovesana. He is close to ‘Peace Reporter’ (the magazine of ‘Emergency’) reporting a series of stories that are centred in Lash Kargah, a city where Emergency runs an hospital.
The stories told are extraordinary. Thrilling is the report on the intervention of the american soldiers arriving by night on helicopter, shooting at everybody they see, seizing the opium harvest. Actions of the kind occur on tips of the afghan police and military that, in order to keep the people quite, ask for the 10th of the product.
Ernsthaft: das Buch ist eine journalistische Reportage von Enrico Piovesana. Er steht dem ‚Peace Reporter‘ (dem Magazin von ‚Emergency‘) nahe und berichtet über eine Reihe von Geschichten, die sich in der Stadt Lash Kargah zugetragen haben, in der Emergency ein Krankenhaus unterhält.
Die Geschichten sind außergewöhnlich. Ein spannender Bericht ist der über eine Intervention der amerikanischen Soldaten, die des Nachts per Hubschrauber ankommen, auf jeden schießen und die Opiumernte beschlagnahmen. Derartige Aktionen passieren aufgrund von Hinweisen von afghanischer Polizei und Militär, die als Schweigegeld ein Zehntel der Produktion verlangen.
Dann zeigen sie auf die Amerikaner, die nicht bezahlen.
Die afghanischen Zeugen sagen, dass das von den Amerikanern beschlagnahmte Material nicht vernichtet wird, sondern an Großhändler weitergegeben wird, die sich um den Transport außer Landes kümmern.
Niemand denkt daran, Opium zu vernichten. Opium hat einen wirtschaftlichen Wert, den keiner wegwerfen will.
Währenddessen sind die Preise für Getreide (die beste Alternative zu Opium) ins Bodenlose gestürzt. Die Lieferung von Tonnen von gespendetem Getreide (ein Geschenk!) der USAID und des UN Ernährungsprogramms hat die nationale Getreideproduktion unrentabel werden lassen. Heute geben die Bauern den Anbau der althergebrachten Kulturen auf und wenden sich dem Mohn zu, der einzigen Feldfrucht, die einen Gewinn garantiert. Sich für etwas krumm zu machen, was man nicht einmal verkaufen kann, ergibt keinen Sinn.
Die Opiumproduktion hat eine neue soziale Konfiguration geschaffen, wo im Zentrum die großen Drogenbosse stehen die großen Opiumanbauer und -großhändler.
Unter ihnen war zum Beispiel Ahmed Wali Karzai.
Die Mitglieder seiner Leibwache 2006 hatten einen LKW mit 50 Kilo Heroin beschlagnahmt. Auf Eilanweisung von Washington hin passierte nichts. Ahmed Wali Karzai ist der Bruder von Präsident Karzai.
Von Alfio Neri