Von Theo Stroomer
20. Mai 2014
Wenn man nach dem ersten Cannabis-Legalisierungsexperiment in den USA geht, ist das Ende der Prohibition ein sanftes.
Seit dem Beginn des Verkaufs von legalem Cannabis in Colorado steigen die Gewinne aus dem Geschäft mit Cannabis stetig an. Gleichzeitig ist die Kriminalitätsrate in Denver, wo die meisten der Cannabis-Läden angesiedelt sind, in den Keller gesunken.
Mit anderen Worten: das Experiment in Colorado und Denver läuft gut. Der Staat kann seine Schatulle wie erwartet mit Extra-Steuergeldern füllen. Und die Kriminalität stieg entgegen der Warnungen von Seiten der Strafverfolgungsbehörden nicht an.
Cannabis-Umsätze mit steigender Tendenz
Im März ist in Colorado Cannabis für den Freizeitkonsum im Wert von fast $19 Mio. verkauft worden, eine Steigerung im Vergleich zu $14 Mio. im Januar und Februar. Die Hälfte der Umsätze wurde in diesen drei Monaten in Denver erzielt.
Dass ein so großer Teil des Umsatzes mit Cannabis in Denver gemacht wird, überrascht nicht wirklich. Am 1. Mai waren dort etwa 58% aller Einzelhandelsgeschäfte für Freizeit-Cannabis angesiedelt.
Gewalt- und Eigentumsdelikte in Denver auf Tiefstand
Aus den Aufzeichnungen des Denver Police Department geht hervor, dass die Anzahl an Gewaltverbrechen von Januar bis April um 5,6 Prozent gesunken ist im Vergleich zum Vorjahresquartal, insbesondere die Anzahl der Raubüberfälle sank um 4,8 Prozent.
Auch schwere Eigentumsdelikte gingen um 11,4 Prozent zurück, Einbruchdiebstähle dabei um 4,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Das bedeutet nicht, dass legales Cannabis zu weniger Verbrechen führt, da ein Zusammenhang keine Ursächlichkeit bedeutet. Jedoch sind diese Tendenzen in der Tat besser als bei meiner letzten Überprüfung der Kriminalitätsraten in Denver. Damals hatte ich berichtet, dass diese während der ersten zwei Monate des legalen Verkaufs zumindest nicht durch die Decke gegangen waren. Jetzt scheint die Kriminalität jedoch in den Keller zu rutschen, obwohl die landesweit andauernde Prohibition die Cannabis-Läden zu riskanten Bankpraktiken zwingt.
„Das ist für uns eine großartige Gelegenheit, um zu sehen, was passiert, wenn man eine Substanz wie Cannabis legalisiert.“
All das trotz der Befürchtungen der Strafverfolgungsbehörden, dass die Verbrechensrate, insbesondere bei Raub- und Einbruchsdelikten, nach einer Legalisierung ansteigen würde. Vor zwei Monaten hatte mir der Bezirksstaatsanwalt Mitch Morrissey noch gesagt, dass das legale Cannabis bereits zu einem Anstieg der Kriminalität geführt hätte. Wenn das jedoch der Fall ist, dann zeigt es sich nicht in der Statistik.
Manche Legalisierungsgegner warnten jedoch, dass die wahren Auswirkungen der Cannabislegalisierung sich erst wesentlich später zeigen könnten. Tom Gorman, der Leiter der Rocky Mountain High Intensity Drug Trafficking Area, sagte in einem Interview, dass die vollständigen Auswirkungen frühestens in drei oder vier Jahren spürbar sein würden.
„Das ist für uns eine großartige Gelegenheit, um zu sehen, was passiert, wenn man eine Substanz wie Cannabis legalisiert“, sagte Gorman. „Einfach abwarten, wie es weitergeht und dann kann man sich ein Urteil bilden – basierend auf Daten und Fakten und nicht auf Rhetorik.“
Führt die Cannabis-Legalisierung zu einem Anstieg des Cannabis-Konsums?
Da Cannabis für den Freizeitgebrauch bisher nur in zwei US-Staaten (Colorado und Washington) und ein paar wenigen Ländern legal ist, gibt es wenige Studien darüber, ob eine vollständige Legalisierung zu einem Anstieg des Cannabis-Konsums führt.
Meist konzentriert sich die Forschung darauf, was nach einer Entkriminalisierung von Cannabis und der medizinischen Freigabe passiert, vor allem deswegen, weil es viel mehr US-Staaten und Länder gibt, die entsprechende Gesetze verabschiedet haben. Die Ergebnisse dieser Studien sind nicht ganz eindeutig.
Eine Studie aus dem Jahr 2012 betrachtete den Cannabis-Konsum von Jugendlichen von 1993 bis 2009 und kam zu dem Schluss, dass es durch die medizinische Freigabe von Cannabis nicht zu einem Anstieg des Cannabis-Konsums bei High-School-Schülern gekommen ist. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt eine andere Studie, die herausfand, dass der Konsum bei Über-21-Jährigen angestiegen war, jedoch keinen merklichen Unterschied bei Jugendlichen feststellen konnte.
Die Daten von „Monitoring the Future“ zeigen auch, dass der landesweite Cannabiskonsum von High-School-Schülern erst gefallen war und dann nach 1995 geschwankt hat, ein Jahr bevor mit Kalifornien als erster Staat die medizinische Verwendung von Cannabis legalisiert hat.
Diese Tendenz lässt sich laut Regierungsdaten in bestimmten US-Staaten erkennen, die medizinisches Cannabis legalisiert haben. Der Cannabis-Konsum bei Jugendlichen in Colorado etwa ist von 22,7 Prozent im Jahr 2005 – der ersten Datenerhebung – auf 22,0 Prozent im Jahr 2011 gesunken. (Colorado hat medizinisches Cannabis 2001 legalisiert, die Verteilstellen haben sich jedoch erst ab 2007 ausgebreitet.)
In Australien hingegen stellte eine Studie in den ersten fünf Jahren der Entkriminalisierung einen leichten Anstieg fest und die Menschen schienen in diesen fünf Jahren in einem jüngeren Alter mit dem Cannabis-Konsum anzufangen. Nach fünf Jahren der Entkriminalisierung schien diese Politik jedoch keinen Einfluss mehr auf Jugendliche und Erwachsene zu haben.
Ein Bericht fand heraus, dass der Drogenkonsum bei Jugendlichen in Portugal nach der Entkriminalisierung aller Drogen gefallen war, bei den jungen Erwachsenen zwischen 20 und 24 jedoch einen Tick angestiegen war.
Dies ist der momentane Erkenntnisstand zum Thema Konsum nach einer Freigabe von medizinischem Cannabis und nach einer Entkriminalisierung. Wir sind jedoch gespannt zu sehen, ob eine vollständige Legalisierung wie in Colorado und Washington zu einem vermehrten Konsum führt.